Wladimir Putin hat am Donnerstag in einer Rede gesagt, der bisherige Krieg sei nur Geplänkel gewesen. Nebst martialischen Tönen bewegte er sich aber auch einen Schritt auf die Ukraine zu und erklärte, Friedensgespräche nicht abzulehnen.
Der Krieg in der Ukraine dauert schon mehr als vier Monate. Tausende Russen und Ukrainer starben, ganze Städte wurden zerstört, ein Ende ist nicht abzusehen. Nun sagt Wladimir Putin (69): «Wir haben noch gar nicht richtig angefangen».
Mit dieser Aussage, gesprochen bei einem Treffen mit den Fraktionschefs der Parteien der Staatsduma am Donnerstag, richtete sich Putin direkt an seine Zuhörer aus dem Westen, welche die Rede am TV anschauen konnten: «Sie (der Westen) glauben offenbar, uns auf dem Schlachtfeld besiegen zu können. Sollen sie es versuchen.»
Putin sprach eine weitere Drohung gegen die Ukraine aus. Er sagte, dass Russland noch “nichts Ernsthaftes begonnen” habe und Russland selbst Friedensverhandlungen offenbar nicht ablehne.
Er sagte, dass “je weiter, desto schwieriger wird mit Russland verhandelt.
Putin offen für Friedensgespräche
Seit Beginn der Invasion behauptet Putin, der Westen führe einen Stellvertreterkrieg gegen sein Land, durch Sanktionen und Waffenlieferungen an die Ukraine. Im selben Ton fuhr er am Donnerstag weiter: «Wir haben schon oft gehört, dass der Westen uns bis auf den letzten Ukrainer bekämpfen will. Das ist eine Tragödie für das ukrainische Volk, aber es scheint, dass alles darauf hinausläuft.»
Doch daneben waren auch – erstmals seit Wochen – diplomatische Töne zu hören. Putin sagte: «Gleichzeitig lehnen wir Friedensgespräche nicht ab. Aber diejenigen, die sie ablehnen, sollten wissen, dass es für sie umso schwieriger wird, mit uns zu verhandeln, je weiter sie gehen.» Zudem gab er auch zu, dass die bisherigen Massnahmen des Westens Wirkung zeigen.
Allerdings gab Putin in seiner Rede auch zu, dass die bisherigen Massnahmen des Westens Wirkung zeigen: «Offensichtlich verursachen die Sanktionen Schwierigkeiten. Aber keineswegs das, womit die Initianten des wirtschaftlichen Blitzkriegs gegen Russland gerechnet haben.»
Die Äußerungen Putins erfolgten, nachdem die USA und die Europäer in den vergangenen Wochen ihre Waffenlieferungen an die ukrainische Armee verstärkt haben, die versucht, dem russischen Vormarsch im Osten Einhalt zu gebieten.
Präsident kritisiert „heuchlerische Doppelstandards“
„Der kollektive Westen“ habe einen „Krieg“ in der Ukraine entfesselt, sagte Putin weiter. Die russische Intervention in dem pro-westlichen Land markiere den Beginn eines Schwenks von einer US-Dominanz in der Welt zu einer „multi-polaren Welt“. Dieser Prozess könne nicht gestoppt werden, betonte Putin.
„Die Menschen in den meisten Ländern wollen nicht so ein Leben und so eine Zukunft“, betonte der russische Präsident. „Sie sind es einfach müde, sich selbst erniedrigend vor jenen zu knien, die sich selbst als außergewöhnlich empfinden.“
Der Präsident lobte die Politiker als „echte Staatsmänner und Patrioten“, die die „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine von Beginn an Ende Februar unterstützt hätten. „Es gibt viele Parteien, aber nur eine Heimat“, sagte Putin bei dem Treffen im Kreml. „Es gibt nichts Wichtigeres als das Schicksal des Vaterlandes.“