In Frankreich gibt es heute 2.500 Tankstellen ohne Kraftstoff und fast 2.000 Tankstellen mit teilweisem Mangel.

Der Spritmangel in Frankreich hält an. Anders als von der Regierung in Aussicht gestellt, hat sich die Lage nicht entspannt. Denn der Hauptgrund für die Engpässe bleibt bestehen.

Mehrere Präfekturen haben den Verkauf von Kanistern beschränkt und gesonderte Fahrspuren für Ärzte und Rettungskräfte eingerichtet. Quer durchs Land bildeten sich vor Tankstellen lange Schlangen. Vereinzelt wurde die Abgabemenge für private Autofahrer auf 30 Liter und für Lastwagen auf 120 Liter beschränkt.

Frankreichs Energieministerin Agnès Pannier-Runacher hatte am vergangenen Donnerstag angekündigt, dass sich die Lage in zwei, drei Tagen verbessern sollte, aber eine Entspannung blieb aus.

Im Energieministerium hebt man hervor, einen Teil der strategischen Kraftstoffreserven freigegeben, Depots geöffnet, die Einfuhr von Benzin und Diesel aus dem Ausland erhöht und das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen aufgehoben zu haben. Dadurch habe es deutlich mehr Lieferungen in die besonders betroffenen Regionen gegeben.

Krisensitzung am Freitagabend

Der Hauptgrund für den Spritmangel, der anhaltende Streik in mehreren großen Raffinerien des Landes, bleibt jedoch bestehen. Davon betroffen sind zum einen die beiden Anlagen des amerikanischen Mineralölkonzerns Exxon-Mobil. Zum anderen steht die Hälfte der Anlagen des Energiekonzerns Totalenergies (vormals Total) still, darunter die größte französische Produktionsstätte bei Le Havre in der Normandie. Während die Geschäftsleitung von Exxon-Mobil am Montag zu ersten Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern zusammenkam, haben sich Totalenergies und die CGT noch nicht aufeinander zubewegt.

Vielmehr kündigte die als radikaler eingestufte Gewerkschaft am Montag eine Ausweitung des Streiks auf 15 Autobahntankstellen von Totalenergies an. Sie fordert angesichts der jüngsten Milliardengewinne des Öl- und Gaskonzerns eine Lohnerhöhung von 10 Prozent. Der Konzern lehnt das ab. Er erinnert daran, dass die Beschäftigten in diesem Jahr schon eine durchschnittliche Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent erhalten haben, und bietet an, die anstehenden Lohnverhandlungen von November auf Oktober vorzuziehen – vorausgesetzt, die CGT lässt von ihrer „Blockade“ ab. Eine Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent gegen eine zweistellige Inflation…

In der französischen Regierung wächst der Unmut über die Lage an den Zapfsäulen, zumal zugleich die Spritpreise gestiegen sind und es offenbar zu Hamsterkäufen kommt. „Legen Sie keine vorsorglichen Vorräte an, denn das verschlimmert die Situation“, appellierte Energieministerin Pannier-Runacher. Die Fortsetzung des Raffineriestreiks kritisierte sie deutlich. „Es gibt keine Rechtfertigung dafür, die Franzosen in ihrem Alltag in Schwierigkeiten zu bringen und unser Land zu blockieren“, sagte sie.

Premierministerin Élisabeth Borne, deren Appell an die „Verantwortung“ der Akteure im Raffineriestreik ebenso wie der von Präsident Emmanuel Macron verhallt war, rief am Montagabend mehrere Minister zu einer Krisensitzung zusammen.

Neben dem Raffineriestreik gilt auch der staatliche Tankrabatt als Grund für die Engpässe an den französischen Tankstellen. Er wurde zum 1. September von 18 auf 30 Cent je Liter Benzin und Diesel angehoben und hat nicht nur für Inländer das Tanken und Autofahren verbilligt, sondern auch in Grenznähe zu Belgien und Deutschland den Tanktourismus beflügelt.

Von Trinity

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