Derzeit ausbleibende Gaslieferungen seien Folge westlicher Sanktionen, so der türkische Präsident. Er selbst habe Verständnis für Putins Entscheidungen.
Angesichts der Energiekrise in Europa hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Westen „Provokationen“ gegenüber Russland vorgeworfen. Bei einem Besuch in der serbischen Hauptstadt Belgrad sagte Erdogan am Mittwoch, er verstehe die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Gaslieferungen über Nord Stream 1 nach Deutschland zu stoppen. „Ich kann ganz klar sagen, dass ich die Haltung des Westens nicht korrekt finde“, so Erdogan, „denn es ist eine Politik, die auf Provokationen basiert.“
„Solange Sie versuchen, einen solchen Provokationskrieg zu führen, werden Sie nicht das gewünschte Ergebnis erzielen“, sagte Erdogan weiter. Die Türkei pflegt sowohl zu Russland als auch zur Ukraine gute Beziehungen. Ankara lieferte Kiew Militärdrohnen, schloss sich den westlichen Sanktionen gegen Moskau wegen des Angriffskrieges in der Ukraine jedoch nicht an. Erdogan hatte bereits am Dienstag, vor dem Start einer dreitägigen Balkantour, die Sanktionspolitik des Westens für die Energiekrise in Europa verantwortlich gemacht.
Erdogan: Türkei als Vermittler im Ukraine-Krieg
Während eines Treffens zwischen Putin und Erdogan im August in Sotschi am Schwarzen Meer unterzeichneten beide Länder ein Abkommen über eine verstärkte Zusammenarbeit, unter anderem bei Wirtschaft und Energie. Erdogan wird Putin voraussichtlich nächste Woche bei einem Regionalgipfel in Usbekistan treffen.
Zuvor hatte die Türkei bereits wiederholt angeboten, im Konflikt zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. Im Juli war auf diese Weise die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreidelieferungen mit Russland ausgehandelt worden. „Als Türkei haben wir immer eine Politik des Gleichgewichts zwischen der Ukraine und Russland gepflegt, von nun an werden wir diese ausgewogene Politik weiter verfolgen“, sagte Erdogan.
Im Gegensatz zu Europa werde die Türkei diesen Winter keine Probleme haben, so Erdogan. Die Türkei ist ebenfalls abhängig von russischem Gas und hat sich bisher nicht an westlichen Sanktionen gegen Moskau beteiligt.
Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und gedrosselte Gaslieferungen aus Russland sind die Energiepreise in die Höhe geschossen. Deutschland bekommt derzeit praktisch kein Gas aus Russland mehr.